Rennbericht Trailtrophy 2016 in Latsch

TVH / EsNos Enduro Team bei der Trailtrophy in Latsch

Von Freitag, 03.06. – Sonntag, 05.06.2016 startete die Enduro Rennserie Trailtrophy zum 7. Mal im sonnenverwöhnten Vinschgau / Südtirol.
Dieses Jahr startete zum ersten Mal auch ein Team des TVH Radsport.
Schon Ende 2015 sicherten sich 2 weibliche und 6 männliche TVH Mitglieder die begehrten Startplätze. Sportliche Ambitionen und Spaß in der Crew waren das gemeinsame Ziel.

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Bei der Trailtrophy werden in 2,5 Tagen insgesamt 12 Trail-Passagen (Stages) auf Zeit gefahren werden. Die Stages müssen zum Großteil aus eigener Kraft erreicht werden und jede gezeitete Passage enthält Tretpassagen, Abfahrten, Gegenanstiege, Steine, Wurzeln, Abfahrten, Gegenanstiege, Kraftausdrücke, Steine, Wurzeln und entgegen aller Traditionen auch feinsten Südtiroler Matsch.. Trotz einem Jahresdurchschnitt von 300 Sonnentagen hatte der Präsident des örtlichen Tourismus-Verband anscheinend mehrmals nicht aufgegessen und damit eine 10 tägige Regenperiode ausgelöst. Alpine Trails, die normalerweise durch harten Stein und sandige Kurven überzeugten wurden zu einer Mischung aus Glitsch und Abhang. Steile Rinnen, die bei Trockenheit schon viel Konzentration und Geschick forderten entwickelten sich zu einer schwimmenden Lawine aus Geröll, Matsch und Fangnetzen – Stellenweise war selbst schieben schwierig. Schon in heimischen Gefilden war die Vorbereitungsphase der TVH Racer von Prellungen, Bänderrissen und diversen Erkältungen geprägt – kurzum, Leidensfähigkeit waren geprüft, Motivation stimmte und fehlendes Training wurde durch Entschlossenheit ersetzt. #irgendwasistimmer

7 Tage vor Rennstart brachen Kiki und Chris D. ins Vinschgau auf, um dem Team tagesaktuell Wetterberichte sowie Reifenempfehlungen ins regnerische Esslingen zu melden. Auf den Erkundungsfahrten hatten beide Späher schon mit extremer Nässe, Bodenkontakten und Defekten zu kämpfen.

2 Tage vor Rennbeginn rückten Luke, Max, Chris H. und Joe als Verstärkung nach, um sich einen persönlichen Eindruck der Rennkulisse zu verschaffen. Dazu wurden verschiedene Trails in der Umgebung abgetastet und gezielt Bodenproben entnommen. Schon bald begrüßte uns das örtliche Biker-Cafe mit Eisbeutel zum Cappuccino, die Stimmung unter den Fahrern blieb jedoch ungebrochen gut.

Jeden Abend wurde in unserem Hauptquartier „Pension Obstgarten“ geputzt, geschraubt und entspannt – für uns die ideale Basis, die wir auch für zukünftige Bikeausflüge inkl. Bikegaragen, beleuchteter Schrauberstation, Bikewash und gutem Frühstück weiterempfehlen können. www.obstgarten.it

Am Freitag Morgen stand nach der Nummernausgabe und 2 h vor Anpfiff noch eine Besichtigung des wohl schwierigsten Rennabschnitts an – eine steile mannshohe Rinne, durchsetzt mit Wurzelfeldern und hängenden Kurven. Trocken schon schwierig, bei Nässe eine echte Herausforderung. Während der Linienfindung in einem der steilsten Stücke fiel Luke’s Enduro-Rennsattel durch den Aufpralltest und löste sich in seine Bestandteile auf. Geistesgegenwärtig konnte Luke noch die Überreste der Sattelschiene mit dem Oberschenkel auffangen und für die Rückfahrt sicher verstauen.
Der entstandene Stauraum im Oberschenkel wurde anschließend bei einem Besuch des örtliche Spitals versorgt und geschlossen – hier ein besonderer Dank an die Gastfreundlichkeit der freiw. Feuerwehr Latsch. Luke verzichtete auf Medikamente, aber nicht auf seinen Rennstart.

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Pünktlich zu Rennbeginn erschienen auch Isi und Matze S., die sich mit Ihrer Postkutsche über Nacht an die Front des Enduro-Racings vorgekämpft hatten. Leider musste unser Mädels-Team Isi und Kiki schon vor Rennbeginn die beiden Startplätze verletzungsbedingt abgeben, unterstützen dafür aber die Organisatoren des Rennens und feuerten die Racer vom Streckenrand an.

Somit starteten am Freitag 6 TVH Radsportler im 30 Sekunden Takt mit 320 anderen Mountainbikern in die ersten 3 Stages, zum Großteil im Regen. Auf den 3-5 Minuten langen Rennpassagen mit hohem Tretanteil zeigte sich, warum viele erfolgreiche Enduristen aus dem Crosscountry Bereich kommen und weshalb Intervall-Training nie zu überbewertet sein kann. Der anschließende Nightride wurde aufgrund des schlechten Wetters abgesagt und wir nutzten die Zeit für dringende Reparaturen.

Samstag früh mussten 2 unserer Teamfahrer aufgrund Ihrer Vorschäden und dem letzten Funken Verstand leider das Handtuch werfen und konnten zum Glück für das Teammanagement gewonnen werden („Einmal Schalthülle, Nüsse und trockene Sachen zum Ziel bitte“)

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Der Samstag Vormittag zeigte sich mit gelegentlichem Niesel noch gnädig, auf den 3 längeren Anstiegen bei 22 Grad war Abkühlung sogar willkommen. Die 3 erkletterten Stages belohnten größtenteils mit Tiefen- statt Höhenmeter, auch das wurde dankbar angenommen.
Nachmittags ging es per Liftunterstützung recht trocken auf den Sonnenberg St. Martin – die anrückende Wolkenfront hatte allerdings keine Sonnenblumen im Gepäck. In den letzen 2 Stages des Tages holte der Regen einen Teil unserer Starter ein, für Chris H. wurde unglücklicherweise die letzte Stage sogar abgesagt und die Zeit gemittelt. Ähnlich nass wie am Freitag ging es gemeinsam zurück ins Ziel, wo man mit guter Verpflegung und Wechselklamotten wieder aufgebaut wurde.

Der Regen sollte Sonntag vormittag aufhören und wie angekündigt stand als Higlight die technisch schwierigste Stage auf dem Programm. Die heftigsten Passagen wurden jedoch wegen akuter Sattelbruchgefahr gekürzt. Dennoch musste man in den grob 5:30 min Abfahrt der ersten Stage entweder voll draufhalten oder sehr vorsichtig fahren. Wir entschieden uns für beides. #faehrstdunochoderrutschtduschon

Die zweite und vorletzte Passage des Tages forderte mit 3,5 min technischen Aufstieg nochmal alles von den Fahrern, einige wählten die Cross-Running Variante und waren damit nicht unbedingt langsamer. Den Abschluss des Rennens machte ein Wiesenslalom, der schnell zur Drift Challenge eskalierte und Gelegenheit zum frenetischen Anfeuern der Team-Mitglieder bot. Bei blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein wurde im Anschluss die Siegerehrung zelebriert.

Die Mädels und unsere verletzten Teamkollegen Luke und Chris D. begleiteten die Crew bis zum Ende der Trophy und signalisierten Ambitionen auf weitere Enduro-Rennen. Gute Besserung euch!

Direkt vorort wurde Neumitglied Steffen Melzer als Teamfahrer verpflichtet und erarbeitete für uns den 104. Platz. Willkommen im Club und bei weiteren Events! Dicht gefolgt von Steffen hat Chris H. bei seinem Renndebut das Feld von hinten aufgerollt und den 101. Platz in seiner Klasse erkämpft. Eigener Aussage zufolge hat er aus dem Rennwochenende viel mitgenommen und ist heiß auf die nächste Startnummer.

Nach 2 Vollgas-Abflügen in den Trainingstagen wollte Joe in seinem Rennen Geschwindigkeit mit Sicherheit verbinden und möglichst fehlerfrei runter kommen. Bis auf 2 unnötige Stürze in den Rennläufen ist das einigermaßen gelungen. Fürs nächste Rennen wünscht er sich aber ein ausgeprägteres Intervall-Training und weniger schmerzhafte Bodenkontakte – 77ster Open Men.

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Unser Racing-Routinier „Mad“ Max Roth legte ganz schweizerisch den Hebel auf den Tisch und konnte schon am ersten Tag durch Top Kondition in die 60er Ränge fahren. Den Samstag brachte er sicher und dennoch schnell ins Ziel, nur ein kleiner Sturz am Sonntag raubte ihm kostbare Sekunden. Dennoch konnte er einen starken 69ster Platz in der Open Men Klasse behaupten und befindet sich schon wieder in der Vorbereitung für die nächsten Enduro-Wettkämpfe.

Trotz Trainingsrückstand durch Bänderriss und Hausbau konnte Matze „Aircast“ S. auch im Vinschgau seinen Platz als schnellster Fahrer im TVH Radsport verteidigen. Mit einem gesunden Mix aus Besessenheit und enormen Sprintreserven wurde er dem Ruf als Heavy-Metal-Fahrer gerecht und konnte bis auf einen Sturz am Samstag Nachmittag jeglichen Bodenkontakt vermeiden. Belohnt wurde er dafür mit dem 58sten Platz in einem bockstarken Starterfeld.

Zum Vergleich – unser Rennpferd Matze benötigte knapp 38 Minuten für alle Stages, während der Local Philip Walder als Gewinner der Trailtrophy schon nach 30:11 min wieder nach Hause radeln musste. Offen blieb natürlich, ob die zusätzlichen 8 Minuten auch mehr Spaß beinhalteten. 😉

Best of raw – Trailtrophy Latsch 2016 // Helmkamera from EsNos on Vimeo.

Loben möchten wir die Organisatoren, die trotz mittelgutem Wetter und schwierigen Bedingungen eine super Verpflegung sowie stimmige Organisation der Stages bieten konnte.

In der Teamwertung belegte der TVH Radsport auf der Trailtrophy Latsch 2016 den 16. von 43 Plätzen und ist damit zufrieden im Mittelfeld. Eine gemeinsame Teilnahme an weiteren Rennen kann bisher nicht kategorisch ausgeschlossen werden.

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